In der großzügig geschnittenen Anlage des Württemberger Schlosses befindet sich der Arbeitsbereich des Hohen Rates und die Zaphikel von Waldenburg Kaserne der Württemberger Armee
In diesen Räumlichkeiten Bekommen Rekruten und Soldaten ihre Uniform und Ausrüstung
Einer der Schlosswachen grummelte leise vor sich hin. Jetzt durfte er schon Laufbursche spielen! Wo kam man denn da hin! Eigentlich stand er doch den ganzen Tag nur mit seiner Hellebarde bewaffnet herum und sah finster drein. Oder ranzte Leute an, die zum Armeeführer wollten aber ihn ignorierten und an ihm vorbeistiefelten. Der Gesichtsausdruck der Leute war immer herrlich. Heute aber stapfte er - natürlich in voller Montur - zur Kleiderkammer, um einen Rekruten abzuholen. Der Major hatte etwas von "ziemliches Durcheinander" gesagt und daher sollte er einen Rollo hier abholen. Neue Rekruten waren natürlich wichtig, darum hatte er sich nur kurz gewehrt. Außerdem konnte das bei dem Garnisonskommandant auch schonmal ungemütlich werden, wenn man sich zu lange wehrte. Er klopfte mit der freien Hand an die Tür und steckte dann den Kopf in die Kammer, die unhandliche Stangenwaffe vor der Tür haltend. "Ich soll hier einen Rekruten Rollo von Plettenberg abholen und zum Garnisonskommandanten bringen. Ist der da?"
Irgendwie ging es hier wie auf dem Jahrmarkt zu. Bisher war sie noch nicht dazu gekommen ihm eine Uniform raus zu suchen, stand doch wahrlich schon die Schlosswache da. "Herr Gott Zeiten nochmal, er ist noch nicht fertig, damit könnt ihr ihn auch noch nicht abholen. Ich kann den Kerl ja schließlich nicht ohne Uniform losschicken. Setzt euch und warte die Zeit ab. "An sich fluchte sie selten, aber wie sollte man hier arbeiten. Einer raus, einer rein....ein Taubenschlag war nichts dagegen. Dann hörte sie im Hintergrund noch Martin reden, aber hörte gar nicht mehr genau hin. Statt dessen suchte die die passenden Uniformteile zusammen und hängte sie über den Paravent. " So Rollo, dann versucht mal, ob sie paßt, Stiefel bringe ich euch gleich noch." Das er verlegen geworden war, während sie ihm Maß nahm, hatte Mara nicht mitbekommen, weil die Wache eingetreten war. Statt dessen suchte sie zwei paar Stiefel raus und stellte sie ihm ebenfalls hin. "Meldet euch, wenn etwas nicht paßt, dann bring ich euch eine andere Größe." Mara vernahm am Rande noch Martins Worte. "Eine neue Rekrutin, den Namen hab ich schon wieder vergessen. Aber nun scher dich Martin, sonst wird der Kerl hier nie fertig."
Rollo nahm die Sachen an sich, schaute sich um und ging hinter den Paravent um sich um zu ziehen. er bewunderte das Augenmaß der Landgräfin, denn es passte alles wie angegossen.
Kurz danach kam er wieder hervor.
Eure Durchlaucht, es passt alles und auch die Stiefel drücken nicht. Wenn noch was ist würde ich mich nochmals hier melden. Soll ich nun zuerst in die Waffenkammer oder dieser ungeduldigen Wache folgen?
Und schon stand er wieder in Uniform vor ihr. "Sieht in der Tat so aus, als würde alles passen. Solltet ihr merken, daß sie doch nicht so gut sitzt, dann meldet euch nochmal hier." Dann wandte sie sich an die Schlosswache. "So, nun wäre der neue Rekrut fertig und ihr könnt ihn mitnehmen." Zu Rollo meinte sie dann noch. "Vergesst eure private Kleidung nicht mitzunehmen, ich denke ihr werdet sie sicher noch brauchen. Die Uniform solltet ihr dann gleich anbehalten."
Er hatte nur nachgefragt, ob der Rekrut da war und dann hatte man ihm sehr deutlich gesagt er soll Platz nehmen und warten. Was er dann natürlich auch tat - vor dem Raum. Als der Rekrut dann fertig war und doch eher unwirsch reagierte und meinte er hätte Stress gemacht zog er als Antwort zunächst eine Augenbraue hoch."Ich befolge nur Befehle, ich habe keinen Stress gemacht. Also bitte einmal zum Büro des Garnisonskommandanten folgen." sowas liebte er ja.
Er fand alleine den Weg vom Garnisonskommandantenbüro zurück in die Kleiderkammer. Es wunderte ihn nun nicht mehr, dass die Armee unter Rekrutenmangel und Personalmangel litt bei so einem starköpfigen und unfreundlichen Garnisonskommandanten. Offensichtlich kannte dieser sein Soldatenhandbuch auch nicht mehr, so wie er sich keine Namen merkte aber egal, er würde auch ohne Armee überleben.
"ist jemand noch hier in der Kammer?" fragte er beim Eintreten.
Als er sah, dass die Kammer leer war, ging er hinter den Paravent und zog sich die Uniform wieder aus und legte seine neue Ausrüstung wieder an, die direkt auf ihn zu geschneidert war..
Sorgsam legte er die Uniformteile wieder zusammen und übereinander, platzierte diese auf dem Tisch. stellte die Stiefel davor unter den Tisch und legte die Rekruten-Epauletten obenauf auf das Kleidungspaket. Das war wohl eine kurze Karriere bei dieser Armee - murmelte er in sich hinein. Danach schaute er sich noch kurz um und verließ die Kleiderkammer in Richtung Torwache.
Und nun war Lyssabel hier, wieder. Sie suchte Esmarra von Salem, klopfte an die Türe. Diesmal sollte sie sich als stellvertretender Kammerwart vorstellen und die grundlegende Zusammenarbeit besprechen.
Sie erinnerte sich noch sehr gut daran, als sie selber als Rekrut hier vor der Türe stand. Man musste schon genau aufpassen, was die rekruten so trieben, einmal nicht hingeschaut, war alles nicht mehr so, wie es sein sollte.
Meist schickte Celi ihr einen Boten, wenn ein neuer Rekrut die Kleiderkammer aufsuchen würde, daher hatte sie es sich längst abgewöhnt ständig hier zugegen zu sein. Aber diesmal war die Nachricht, welche sie erreichte, anderer Natur. Nach dem sie aus dem Sattel geglitten war, zog sie sich das Reitkleid zurecht, welches die darunter befindlichen Hosen verbarg und machte sich auf den Weg zur Kleiderkammer. Sie grübelte schon die ganze Zeit über den Namen, welcher im Brief erwähnt wurde, er kam ihr bekannt vor, nur woher. Inzwischen schaffte sie es nicht mehr, sich jeden Rekruten zu merken, der einmal an ihre Tür geklopft hatte. Als sie dann aber den Flur entlang ging und die Frau bemerkte, welche vor der Tür stand, konnte sie Namen und Gesicht wieder zusammen bringen. "Seid gegrüßt Lyssabell, ich hoffe ihr wartet nicht schon zu lange." Dann griff sie nach dem Schlüssel, welcher an einem Ring , an ihrem Gürtel, befestigt war und sperrte die Tür auf. "Dann mal hinein mit uns." Celi hatte ihr ja schon geschrieben, daß sie einen Stellvertreter bekommen sollte, was ihr natürlich sehr recht war. Inzwischen hatte sie leider sehr oft woanders zu tun und schaffte es nicht mehr wirklich, immer hier zu sein. "Es ist gut, daß die Armee jemanden finden konnte, der mir unter die Arme greift und natürlich solltet ihr euch hier auch zurecht finden, daher würde ich euch dann auch gern alles zeigen. Aber natürlich könnt ihr gern erstmal alle Fragen los werden, die euch auf der Seele brennen."