Schloss zu Württemberg

Mit einem Lächeln grüßte Lyssabel Esmarra. "Alles gut! Ich wüsste mich zu beschäftigen, wenn ich warte und so lange dauerte es ja doch nicht." Erwiderte sie zur Beruhigung. Es störte sie wirklich nicht, wenn es auch nichts wichtiges ist.

Fragen habe sie keine, aber Lyssabel schlug ihr vor, das sie nach der Kammer sehen würde, da sie fast täglich hier vorbeikam. Sie erwähnte ebenso, das sie eine gute Ausbildung durch ihre Eltern genoss und sticken, nähen, spinnen und schneidern konnte. Sie konnte sogar Knöpfe selber herstellen! Das sprach sie mit einem Grinsen aus, es war ihr Hobby als Mädchen, Knöpfe aus Holz zu machen.

"Dann ist es ja gut." Erwiderte sie auf ihre Erklärung hin.
"Perfekt, wenn ihr es schafft täglich nach dem Rechten zu sehen. Wobei, sooft kommen auch keine neuen Rekruten, im Zweifel einen Zettel an die Tür hängen wann jemand da ist." Jedenfalls hatte sie es ab und an so gemacht. Dann hörte sie ihr weiter zu, "Sticken brauchts hier an sich weniger, eigentlich ist nähen und schneidern mehr von Nutzen. Aber am besten wir schauen uns mal die Regale an, also besser gesagt den Inhalt." Sie ging zum ersten Regal und zeigte auf die verschiedenen Bündel. " Es stehen nicht wirklich Größen dran, ich habe immer eine Reihe für die Größe, die nächste für die Größe usw. vorgesehen.
In dem Regal hier sind die Uniformen für die Rekruten, weiter hinten die für die Offiziere. Jeden Uniform ist in ein Leinentuch eingeschlagen, damit sie nicht einstauben. Natürlich kann man die Teile auch untereinander tauschen, mancher braucht die Jacke größer, andere wieder die Hose. Wenn ihr ein besseres System findet, dann tut euch keinen Zwang an, nur informiert mich bitte darüber, sonst finde ich nichts mehr." Die Rothaarige schaute sie schmunzelnd an. "Den Paravent kennt ihr ja bereits, dort können die Uniformen probiert werden. Auf dem großen Tisch dort, habe ich ich alles was man braucht um Näh und Schneiderarbeiten durchzuführen. Verschiedene Garne, Nadeln, Scheren, Knöpfe usw. Sollte etwas fehlen, einfach Bescheid geben." Kurz schaute sie einmal in die Runde. "Ach ja, dort in den Regalen sind die Stiefel zu finden, ich habe sie wieder nach Größe sortiert, so sparte ich mir das Suchen. Da hinten ist ein kleiner Ofen, Tisch und Stuhl. Ab und an habe ich mir dort einen Tee zu bereitet, es müßte sogar noch welcher da sein. Also Kräutertee, da hab ich meine eigne Mischung. Und ein kleiner Topf mit Honig zum süßen." Grübelnd legte sie einen Finger an die Lippen. "Ich glaube das war soweit alles, jedenfalls fällt mir sonst nichts weiter ein. Ach doch, Stoffballen liegen dahinten. Aber bisher war es kaum nötig, daß mal neue Uniformen geschneidert werden mußten. Meist sind es fehlende Knöpfe oder sie sind eingestaubt und müssen ausgebürstet werden. Ich denke das wars soweit, wenn ihr noch Fragen habt, dann immer raus damit."

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Lyssabel folgte Esmarra und ließ sich alles genau zeigen. Auf die Erwähnung eines anderen Ordnungssystems schüttelte Lyssabel den Kopf. "Nein, da würde mir spontan nichts besseres einfallen!" sagte sie mit einem warmen Lächeln. Sehr gerne würde sie den Tee von Esmarra probieren. Sie liebte selber die verschiedenen Teemischungen, nickte aber nur zu den Erklärungen. "Es ist eine gute Ordnung hier, ich denke, ich komme gut zurecht!"

Etwas irritierte sie, jedoch schaute sie Esmarra erst einen Augenblick an, ehe sie dann sprach. "Esmarra, ich muss Euch gar nicht holen, sofern es keine Probleme gibt, richtig?"

Sie deutete auf die Stühle neben dem Tisch. Ein Wasserkessel stand eh meist auf dem Ofen. Vorsichtig schüttete sie die Mischung aus Pfefferminze und Zitronenmelisse in ein Leinentuch und band es zusammen, dieses gab sie dann in den Kessel und ließ es ziehen.
"Na von spontan verbessern war ja auch nicht die Rede, aber ab und an fallen einem doch Dinge ein, die verbessert werden müssen."
Dann nickte sie. An sich gab es hier immer schon Ordnung, aber sie hatte es sich so sortiert, daß sie eben genau wußte, wo etwas lag.
"Ach habe ich schon erwähnt, daß ab und an mal jemand vorbei kommt, wo die Uniform aufgebürstet werden muß, oder auch ein Knopf angenäht. An sich passiert das eher selten." Oder hatte sie das schon erwähnt....
Dann nahm sie den Kessel und goss vorsichtig etwas in die beiden Becher. "Ihr könnt gern vom Honig nehmen." Dann gab sie sich selber einen Löffel
hinein.
"Mich holen, naja, nicht wirklich. Wenn ihr zurecht kommt, ist dies nicht wirklich nötig."
Nach dem sie den Becher geleert hatte, erhob sie sich. "Ich denke es wird Zeit für mich, sicher sehen wir uns ab und an. Und wenn ich in der Nähe bin, werde ich sicher hier rein schauen." Lächelnd ging sie zur Tür.
"Dann wünsche ich euch gutes Gelingen Lyssabell und auf bald."

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Lyssabel freute sich über den Tee, der ihr eben willkommen war. Ja, Pfefferminze und Melisse, die beiden hatte sich auch sehr gerne!

Sie gab etwas Honig hinzu und trank ihn genüsslich, hörte dabei Esmarra zu. Sie nickte zustimmend und verabschiedete natürlich Esmarra freundlich. Auch sie trank aus und ging aus dem Raum.

Der Armeeführer ließ die Anweisung, Schnittmuster und schon angefertigte Sätze für die neuen Uniformen an die Kleiderkammer liefern:



Die obere Reihe stellte die Arbeitsuniformen (hellblau-braun) im Felde dar und die untere Reihe die entsprechende Paradeuniform (hellblau-weiß). Der erste Block zeigt die Mannschaftsuniformen, der mittlere Block die Uniformen der Unteroffiziere und der dritte Block die Offiziersuniformen.

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Inzwischen waren auch die letzten Ballen Stoff, welche einst für die alten Uniformen gedacht waren verschwunden und die Neuen lagen in den Regalen.
Etliche Näherinnen hatten Tage gesessen um die Soldaten und Offiziere neu einzukleiden und einige Uniformen auf Vorrat legen zu können. Man wollte ja nicht erst anfangen welche zu nähen, wenn neue Rekruten in der Tür standen.
Seit dem war es recht ruhig in der Kleiderstube und sie hielt sich nicht dauerhaft hier auf. Meist schickte ihr Celi eine Nachricht, wenn es neue Rekruten gab.
So saß sie nun schon eine ganze Weile hier und hatte gewartet. Auf dem kleinen Ofen hatte sich die Rothaarige nun schon das dritte Mal Wasser für einen Tee aufgewärmt, während sie die Unterlagen aus dem Hofrat durchging. Die Arbeit ging weiter, egal wo sie war.
Lauschend hob sie den Kopf, ging die Tür nicht gerade oder hatte sie sich dies eingebildet. Normal klopfte man ja an und machte so auf sich aufmerksam. Aber nichts von dem hatte sie gehört. Der Rotschopf legte das Pergament weg und erhob sich.
Durchquerte einige Regalreihen bis sie die Tür im Blick hatte.
„Na holla, da ist ja doch wer. Gott zum Gruß. Ich nehme an, ihr seid ein neuer Rekrut und braucht eine Uniformen. Sollte dem nicht so sein, habt ihr euch in der Tür geirrt.“
Inzwischen war sie vorn angelangt und blieb vor dem länglichen Tisch stehen, der hier als Tresen diente.

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Victorino schien für einen von Außen nur einen Augenblick jedoch für ihn eine halbe Ewigkeit anhaltenden Moment in Starre zu verfallen. Wie ging das noch? Reagieren war jetzt von ihm gefragt und so reagierte er indem er versuche Martins "Habt Acht" Haltung zu imitieren. Dann blickte er kurz zu seinem Buch hinab. Mit welcher Hand salutiere ich? Rechts? Rechts! Er hob den freien, rechten Arm und führte diesen zur rechten Schläfe. Ein geschultes Auge hätte bemerkt wie er den Arm zu schnell hochzog und sich leicht gegen die Schläfe schlug. Victorino jedoch versuchte sich nichts anmerken zu lassen.

"Rekrut Victorino! Ich wurde von Ausbilder...Martin her geschickt um meine Uniform abzuholen."

Dann verharrte er in dieser Haltung. Noch einmal wollte er sich für diesen Fehler nicht ermahnen lassen.

„Dann seid gegrüßt Rekrut Victorino, aber ihr müßt vor mir nicht salutieren, ich bin kein Mitglied der Armee. Aber inzwischen kümmere ich mich schon so lange um die Kleiderkammer, daß ich schon ein alt Gedienter wäre.“ Der Rotschopf schmunzelte. „Ich bin Esmarra Elisabeth von Askanier.“ Sie langte in eine Schublade und entnahm ein Maßband. Sie hatte es ein einst von Gung bekommen. An sich war es eine Schnur mit Knoten, welche in gewissen Abständen angebracht waren.
„ Nun dann werde ich mal bei euch Maß nehmen. Bitte streckt die Arme kurz aus, dann könnt ihr sie wieder locker lassen. „
Mit der Schnur maß sie die Armlänge, dann die Länge vom Nacken und den Umfang. Alles wurde fein säuberlich notiert.
„Ich glaube ihr habt Glück. In euer Größe habe ich fertige Uniformen da. Geht doch hinter den Paravent und zieht eure Oberkleider aus.“ Mit der Hand deutete sie in den Hinteren Teil des Raumes. Dann begab sie sich zu den Regalen und suchte eine Weile. Entschlossen nahm sie zwei Oberteile und zwei Hosen mit und hing sie über den Sichtschutz.
„Versucht mal, was besser paßt.“
Dann ging sie in eine andere Regalreihe und griff nach 2 Paar Stiefeln, welche sie ihm hinstellte.
„Hier, die könnt ihr dann auch probieren, sie sollten nicht zu eng sein, sonst schmerzt es beim laufen.“
Inzwischen konnte sie Größen recht gut per Augenmaß schätzen und traf damit fast immer ins Schwarze.
„Macht in Ruhe, wenn ihr so weit seit, kommt vor, damit ich sehen kann, ob die Uniform sitzt.“

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