Schloss zu Württemberg

Vielleicht war es ja doch wem aufgefallen, dass sie hier alles orentlich gemacht hatte. Vielleicht waren ihre Qualitäten gut genug. Oder aber vielleicht hatte sich sonst niemand als stellvertretender Kammerwart beworben. So oder so, sie war von der Armeeführerin offiziell zum stellvertretenden Kammerwart erkannt wurden. Hocherfreut hatte sie diesen Brief vorm Schlafengehen gelesen und musste sich doch arg zusammen reißen nicht mitten in der Nacht zur Kleiderkammer zu rennen.

Es war alles noch ordentlich an dem Morgen. Wer sollte hier schon für Unordnung sorgen? Nur durchgelüftet sollte mal werden und durchgefegt. Also öffnete sie die Fenster, nahm den Besen und fegte summend den Raum.

Zum Glück war die Kleiderkammer wieder besetzt und Celi hatte es nun wirklich eilig ihre Uniform reinigen zu lassen.
Wie sie hörte machte sich Ilse schon an die Arbeit und in der Kammer war es ordentlich.
Summend fegte sie vor sich hin, die Armeeführerin wollte sie nicht erschrecken, so räusperte sie sich vernehmlich bevor sie eintrat.
Waffenknecht Ilse, ich hätte hier was für euch...

_________________

Wie üblich, wenn jemand Ilse nicht erschrecken wollte, erschrak sie. Man hätte ihr vermutlich auch einige Minuten zuvor jemanden reinschicken können, der die Armeeführerin angekündigt hätte und trotzdem wäre sie von dem Moment erschrocken. Es war eben immer noch der Drang alles ganz genau immer richtig zu machen, da man ja sonst rausgeschmissen werden würde. Und wie sollte sie das ihren Eltern bloß erklären? Also, schnell salutieren und Grüß Euch, Major Celestria. sagen, dabei den Besen in der Hand vollkommen ignorieren und bloß nicht zusammenschrecken, als dieser auf den Boden knallt. Das hätte man mit Sicherheit besser lösen können. Doch es gab einfach keine nachlesbare Bestimmung zur Grußpflicht, wenn der Soldat einen Besen in der Hand hatte.

So oder so war die Majorin nun da und hatte was. Was war dabei recht klar. Ilse war ja selbst dabei gewesen, als die Armeeführerin den Balancierbalken falsch verstanden hatte und in den Schlamm gefallen war. Sie hatte nicht gelacht, glücklicherweise. Vermutlich aber auch aus dem Grund, weil sie es nicht genau gesehen hatte, da sie nicht hingeschaut hatte. Offiziell hatte sie natürlich aus Respekt nicht gelacht. Das war ja klar. Was kann ich für Euch tun? fragte sie also, um nicht selbst den Schmutzigkeitsgrad der Uniform vorauszusagen.

Celi salutierte ebenfalls als Ilse den Besen fallen ließ.
Leicht schmunzelte sie, grüß Euch Ilse, ich hoffe ihr wollt mich nicht erschlagen mit dem Besen.
Dann deutete sie auf die verdreckte Uniform auf ihrem Arm.
Naja....die müsste dringend mal gereinigt werden, ihr wisst ja Schlamm und so...
Und da unten fehlt der letzte Knopf. Wie man den wieder dran bekommen sollte war der blonden Soldatin ein Rätsel, aber sie verließ sich da auf Ilses Nähkünste.
Ihr könnt euch ruhig damit Zeit lassen, ich habe ja die hier noch, damit zeigte sie auf die Uniform die sie gerade trug.
Sie legte die zu reinigende Uniform auf den Tresen und wischte sich die Finger an ihrer Hose ab, als hätte sie auch Schlamm an den Händen.

_________________

Das würde mir aber nie in den Sinn kommen, Frau Major. meinte die junge Soldatin gespielt empört. Und vermutlich war es ja auch wahrscheinlicher, dass sie sich selbst erschlagen würde. Sie nickte mit Blick auf die Uniform, ja dreckig war sie. Allerdings bei weitem aucch weniger dreckig, wie die, die Ilse an dem Tag angehabt hatte. Die Armeeführerin war ja nur von einem Blanken in den Schlamm gefallssen und stand dann. Ilse war bäuchlings durch den Schlamm geschlittert. Sie grinste bei dem Gedanken. Das Grinsen verschwand allerdings, als der Kmopf erwähnt wurde. Ilse hatte die Kiste mit Knöpfen schon gesehen, so war es nicht, aber Knöpfe waren nochmal eine Kunst für sich. Sie durften weder zu locker, noch zu Fest angenäht werden. Nun, sie würde es einfach immer und immer wieder probieren, bis es so war, dass es ihren Ansprüchen genügte. Und die Ansprüche waren natürlich sehr hoch, wenn man bedachte, dass es die Uniform der Armeeführerin war.

Ist gut. Ich werde sehen wann ich Zeit finde. sagte sie und fügte sich in Gedanken noch hinzu, dass es auch darauf an kommen würde, wie schnell der Knopf und sie Freunde wurden. Sie nahm die Uniform noch nicht in die Hand. Wenn denn die Armeeführerin wieder gehen würde, war ein Salut angebracht. Und erfahrungsgemäß schmiss sie alles auf den Boden, was sie dann in den Händen hatte.

Zufrieden nickte die Soldatin.
Ihr könnt ja einen Boten schicken wenn ihr die Uniform fertig habt.
Dann mal munter an die Arbeit, ich hab auch noch zu tun.
Die Armeeführerin lächelte und salutierte.
Viel Erfolg Waffenknecht, dann ging sie eilig wieder in ihr Büro.

_________________

Auch Ilse salutierte. Dann nahm die Uniform in die Hand und betrachtet diese kritisch. Sie würde schauen müssen, ob es hier irgendwo Bücher gab, die ihr helfen konnten. Irgendwie musste man ja nen Knopf annähen. Und die Knöpfe hatte sie beim Aufräumen schon gesehen. Nur wo? Es war nun wohl zu gut aufgeräumt. Alles war ja weg. Naja. Erstmal müsste die Uniform auch sauber werden. Summend ging sie an ihre Arbeit und ließ den Besen einfach mal im Raum liegen.

Ilse hetzte in die Kammer. Die Hände wurden vorher noch notdürftig gesäubert. Diese würden ja gleich die neue Uniform des neuen Rekruten anfassen. Sollten dem entsprechend also sauber sein. Der Besen lag noch an gewohnter Stelle. Wobei, eher ungewohnter Stelle. Ein Besen in der Mitte des Raumes auf dem Boden gehörte da einfach nicht hin. Fand Ilse wohl auch, denn sie stolperte. Hupsala! grinsend würde der borstige Gefährte angeschaut, dann hob sie den Besen auf und brachte ihn weg. Eben noch schaute sie im Lager, wo sie alles fand. Schwarze Strümpfe, schwarze Hose, schwarzes Oberteil, gelbe Mütze, gelber Umhang und gelber Gürtel. Ja, alles war da. Das brauchte der Rekrut gleich drei mal. Gung hatte die Uniformen also sorgfältig der Größe nach geordnet. Aber welche Größe hatte jemand überhaupt. Ilse hatte noch nie für jemand anderen Kleidung besorgt. Nur für sich selbst und da konnte man ja immer gut anlegen. Stirnrunzelt stand sie also vor den vielen Regalen und hoffte schlicht darauf, dass es nicht zu viele Versuche brauchen würde.

Nachdem der Major ihn endlich aus seinen Fängen gelassen hatte, eilte Siegbert zu der Tür, an deren Schild er Kleiderkammer gelesen hatte. Doch die Tür war bereits auf und er vernahm Geräusche von Innen. So steckte er seinen Kopf hinein "Hallo, ist da jemand anwesend?"

_________________

Klar! Ich bin hier. sagte sie und kam in sein Blickfeld. Sie war von ihrer Größe her recht leicht zu übersehen und stand zugegebener maßen auch ungünstig. Bin ja extra los gelaufen, als ich davon hörte, dass Ihr eine Uniform braucht, Rekrut. Freut mich ein neues Gesicht in unseren Reihen zu sehen. Ilse musste sich eingestehen den anderen nicht zu kennen. Sie hatte keinen wirklichen Überblick über die Bewerbungen, doch der Mann schien ihr bekannt. Vermutlich war er bei den Ehrungen mit dabei gewesen. Kommt bitte hinein. sagte sie noch für den Fall, dass er auf eine klare Aussage wartete.