"Der Prozess ist vom Lenzmond letzten Jahres. Eine jede Straftat wäre in dieser Zeit schon viele Male verjährt. Ich bin mir sicher, der Rat ist sich dessen bewusst, wie ich auch darauf vertraue, dass er die nötige Diskretion im Umgang mit den Informationen an den Tag legen wird." Einen schnellen Schlucken hatte er vom Wein genommen. "Ich verstehe Eure Skepsis, aber ein Lehensherr muss seinem Vasall vertrauen können. Ein Vasall hat Verantwortung über viele Seelen. Verlangt eine solche Aufgabe nicht gegenseitiges Vertrauen und einen tugendhaften Lebenswandel? Da würden ich mir persönlich ja über Worte, die vor vielen Monden in der Hitze des Gefechts bei der Eheauflösung gesagt wurden, weniger Gedanken machen, als über die Tatsache, dass die Herzogin vor drei Monaten aus allen kirchlichem Ämtern entlassen wurde. Meine Meinung, aber ich bin nicht hier um den Rat zu beraten."
Kurz nickte der Lerbinger. "Ich habe keine Anliegen, die eilen. Auf kurz oder lang, so es auch der Wunsch des Rates ist, wünscht die Kirche ein Konkordat mit der Grafschaft zu schließen. Vielleicht aber, so der Rat nicht einen baldigen Verhandlungsbeginn wünscht, macht man dies dann mit dem Apostolischen Botschafter für Württemberg, der, so hoffe ich, in einigen Wochen ernannt werden kann. Ich kann sonst nur noch betonen, dass man sich in allen diplomatischen Belangen gerne an mich wenden kann."
Ein Klopfen an der Tür war es, das nicht störte, aber dennoch etwas unerwartet kam, obwohl es jedem Ratsmitglied natürlich frei stand sich hinzuzugesellen. Der Blick des jungen Mannes glitt von der Magd die in der Ecke stand hin zur Tür, die den Blick richtig verstand und die Tür öffnete, damit, wer Einlass begehrte, auch Eintreten konnte.
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